„Leidmedien.de“ ist eine Internetseite für Journalistinnen und Journalisten, die über Menschen mit Behinderungen berichten wollen. Dort finden sie Tipps für eine Berichterstattung aus einer anderen Perspektive und ohne Klischees. „Leidmedien.de“ ist ein Projekt der SOZIALHELDEN in Kooperation mit der Aktion Mensch. Die Gründungsförderung erfolgte durch die Robert Bosch Stiftung.
Medien schaffen Wirklichkeit – Journalistinnen und Journalisten wissen das und bedienen sich leider dennoch häufig einseitiger Sprachbilder, Floskeln und Klischees. Formulierungen wie „an den Rollstuhl gefesselt“ oder „leidet an“ lassen negative Bilder im Kopf entstehen, die das öffentliche Bild von Menschen mit Behinderungen prägen. Für sie heißt das, dass sie oft nur als Leidende, Opfer oder Helden wahrgenommen werden. Andere Lebensbereiche rücken in den Hintergrund, zugunsten von “Schubladen”, in die das Leben vieler Menschen mit Behinderungen nicht hineinpasst. Statt ausgewogen zu informieren, festigen die Medien das verbreitete Bild von Behinderung: Das schwere Schicksal, das überwunden werden muss – obwohl viele Menschen gerne leben, gerade auch mit ihrer Behinderung.
In einer Zeit, in der die Vereinten Nationen die Menschenrechte von Menschen mit Behinderungen bekräftigen und viele Staaten gemeinsam an einer inklusiven Gesellschaft arbeiten, spielen die Medien eine besondere Rolle. Sie können informieren und aufklären – statt weiter Vorurteile und Stereotypen zu prägen. Das ist gerade in Deutschland wichtig, wo Menschen mit und ohne Behinderungen noch zu oft in getrennten Welten leben, lernen und arbeiten. So haben auch nur wenige Journalistinnen und Journalisten Menschen mit Behinderungen in ihrem Bekanntenkreis – und bedienen sich der Klischees, aus Unwissenheit und im Zeitdruck der alltäglichen Arbeit.
Mit unserem Streifzug durch die behindernde Sprache wollen wir niemanden belehren. Wir wollen keine Dogmen über „richtige Sprache“ aufstellen, sondern sensibilisieren, Ideen und Anregungen geben. Zum Beispiel: Zu prüfen, ob die Geschichte mit dem Protagonisten mit Behinderung überhaupt eine Geschichte ist oder Nachrichtenwert hat. Beiträge, die alleine die Behinderung eines Menschen thematisieren, wirken reduzierend. Inklusion heißt auch, erst einmal danach zu fragen, was eine Person macht, denkt oder sagt, und erst dann danach, was sie ist. Schließlich werden Menschen mit Behinderungen oft viel weniger von ihrem Körper geprägt, als von der Welt in der sie leben – mit all ihren Barrieren und gesellschaftlichen Behinderungen.
Wir freuen uns über alle Journalistinnen und Journalisten, die über Menschen mit Behinderungen berichten – und dabei auch in Kauf nehmen, mal eine unpassende Formulierung zu verwenden. Und wenn Sie sich sorgen, beim Interview etwas falsch zu machen – besuchen Sie unsere FAQs . Für Ihre Recherche haben wir Themenvorschläge und Hintergrundinformationen zusammengestellt, auch zur Frage, wie Menschen mit Behinderungen in den Medien dargestellt werden.